Hurricane Dorian – 9 Tage ! ohne Strom, besonderer Erlebnisbericht, Blockhausbau Video aktuell

Liebe Canada Freunde,

nach einiger längeren Pause auf Grund des aktuellen Besucher und somit auch Arbeitsaufkommens, hier nun mein ausführlicher Bericht zu dem wohl auch für unsere Provinz ungewöhnlich einschneidenden Ereignisses diesen Jahres. Der Hurricane Dorian welcher am Samstag den 7.9. Nova Scotia und Cape Breton Island heim gesucht hatte. Ich werde dabei wenige darauf eingehen was der Sturm und heftige Regen an direkten Schäden in der Provinz angerichtet hat, sondern mehr darauf was der nachfolgende, flächendeckende und vor allem für viele Bewohner lang anhaltende Stromausfall im täglichen Leben bedeutet hat. Wir durften das hier auf unserem Hof in Grand River fuer ganze 9 ! Tage selbst erleben. Davon möchte ich hier berichten. Überrascht hat uns die Anteilnahm die wir von vielen Freunden und Bekannten dazu erhalten haben. Danke an dieser Stelle für all die Nachfragen, damit hatten wir in dem Umfang nicht gerechnet.

Auch die nachfolgenden, weiteren NS / Cape Breton Island Themen solltet ihr beachten. Vor allem der ganz aktuelle Kurzfilm Beitrag von unserem kleinen Blockhausbau in Grand River

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Aber zuerst der Stromausfall der über 80 % ! der etwa 980.000 Einwohner Nova Scotias betraf. Einen vergleichbar langen Stromausfall gab es zuletzt 1973 wie mir meine canadischen Freunde berichteten. Im Süden der Provinz und im Raum Halifax war sogar das Militär mit über 700 Mann im Einsatz um zu helfen. Da bei mir im September, einem der schönsten Reisemonate für Cape Breton, immer Hochbetrieb ist, hat es auch etliche Besucher erwischt die mit ihren Flügen umgeleitet wurden. Meine nachfolgende Arbeitswoche nahm also einen vollständig anderen Verlauf als geplant. Man denkt im täglichen Leben kaum darüber nach wie mal alles sein wird wenn der mittlerweile so “normale” Stromzufluss für die netten Dinge des täglichen Bedarfes in unserer modernen Welt einmal ohne Vorwarnung dauerhaft, oder für eine längere Zeit zumindest, weg bleibt. Plötzlich ist ( war bei uns ) alles anders. Kein Licht, kein Fernsehen ( das betraf und nicht denn wir nutzen den Schwachsinn seit langen Jahren nicht mehr und besitzen weder solche Geräte noch Antennen ), keine Wasserpumpe für den Brunnen, also auch keine Toilettenspülung wenn man WCs benutzen muss, kein Kühl und Gefrierschrank, keine Festnetz Telefon Verbindung, auch kein Mobilfunk Netz mehr liebe “Handy” Benutzer,  kein Einkaufen mehr oder Anfangs nur noch sehr bedingt, kein Treibstoff, keine Beweglichkeit mehr wie gewohnt etc. etc….    Der gesamte Tagesablauf ändert sich vollständig wenn man seine ursprünglichen Prioritäten betrachtet. Die “Arbeit” die geplant war rückt vollständig in den Hintergrund. Die “Versorgung” der Familie mit den lebenswichtigsten Dingen und Gütern ist von einer auf die andere Sekunde Priorität. Die drei großen “W” der Selbstversorgung treten jetzt ganz offensichtlich auf den Plan. Wasser, Wärme, Weizen. Also Frischwasser Versorgung, Wärme / Energie und Lebensmittel Versorgung. Ich möchte anmerken das dieses Ereignis hier auf dem platten Lande in Atlantik Kanada bei dünner Besiedlung und einer recht gut auf solche ( nicht gänzlich ungewöhnliche ) Vorkommnisse vorbereitete Bevölkerung getroffen ist. Hier hat fast jeder seinen eigenen Trinkwasser Brunnen wenn er nicht in den grösseren Ortschaften wohnt und sicher hatten vor diesem Ereignis bereits gut 80 % der Einwohner auf dem Lande einen eigenen Notstrom Generator. Jetzt danach werden es sicher 95 % sein. Dann hat es meine Familie ebenfalls halbwegs gut vorbereitet getroffen weil ich ja seit eh her bekennender “Bevorrater” bin. Also eine gewisse Grundvorbereitung lag bereits an. Kerzen und Teelichter, Feuerzeuge und Ofen Anzünder, Taschenlampen und Batterien, 1300 Liter Diesel und etwa 300 Liter Benzin, Brennholz für mehrere Jahre immer direkt vor Ort fertig aufbereitet, Lebensmittel, Trinkwasser gefiltert in Kanistern etc. Das sich das nun als außerordentlich sinnvoll und nützlich erwiesen hat brauche ich wohl nicht weiter ausführen. Es war im Grunde eine “Generalprobe” um festzustellen was denn bei noch längeren Totalausfällen am wichtigsten ist und wie schnell man was und in welchen Mengen tatsächlich verbraucht. Auch ein Selbsttest dafür, was man bei Bedarf und im Ernstfall tatsächlich alleine alles stemmen kann und was nicht ( Kenntnisse und praktische Fähigkeiten ).  Irgendwie war es auch ein gutes Gefühl zu wissen das der Waffenschrank voll gerüstet vorhanden war. Aber das brauchen wir hier zumindest noch nicht wirklich…. wie gesagt, nur einfach so ein gutes Bauchgefühl…

Samstag der 7.9. später Nachmittag der erste Stromausfall wie von uns allen erwartet. Tausende ! Bäume gingen in der ganzen Provinz in die Oberleitungen und rissen Kabel und Transformatoren und Verteilerstatione nieder. Die Buben fanden das alles noch sehr spannend weil Mama und Papa ja nun mehr Zeit hatten, Kein Telefon, kaum Kundenbesuche vor Ort, lange Spaziergänge draußen um Haus und Hof, einige Arbeiten die mit den noch vollen Akkuss der mobilen Gerätschaften zu erledigen waren, Kettensäge Arbeiten etc., Abends dann Kerzen und Teelichter ( wir haben in 9 Tagen etwa 6 dicke Stumpenkerzen und über 300 ! Teelichter verbraucht ). Der Küchen Holzherd brannte jeden Abend, es war also warm ( sehr ! wichtig ). Die ersten beiden Tage lief auch unser 7200 Watt Benzin Generator und versorgte zumindest Wasserpumpe ( das Wichtigste überhaupt ! ) Kühl und Gefrierschränke, Schreibstube mit Licht, PC und Telefon. Dann ein technischer Ausfall und das Gerät auf den Anhänger gewuchtet und zu Babins ( https://babinsracing.com/ ) zur Reparatur gebracht. Dort waren bereits am ersten Tag alle Notstrom Generatoren ausverkauft. Es kamen 3 LKW Lieferungen an die gleich aus den Trucks heraus abverkauft wurden. Mein benötigtes Bauteil war lange nicht lieferbar. Also ab da gar kein Strom mehr bei uns. Toilettenspülung hat Papa Frank mit jeweils 20 Liter Wassereimern gewährleistet die ich jeden Morgen und Abend aus unserem Frischwasser Teich hinter dem Haus geschöpft hab. Wohl den der sowas hat, direkt vor der Türe. War zwar unbequem aber ich hatte jetzt ja zum Glück eines im Überfluss: Zeit.  Bereits der erste Tag ohne Strom veränderte das Gesicht unseres kleinen Einkaufsorts St. Peters komplett. Da ich ja meine Schreibstube an der Hauptstraße und im Herzen unsere kleinen “Nestes” habe und direkt gegen über “Foodland” angesiedelt bin, gab es etliches und Erstaunliches zu beobachten. Foodland, unser Lebensmittel Markt hatte kein Notstrom Aggregat. Was mich sehr verwunderte weil der Markt gerade aktuell um das Doppelte vergrößert und komplett erneuert wurde. Es kamen also drei große Kühl LKW und haben die gesamte Ware der Obst und Gefrierabteilung mit nach Sydney zurück ins Haupt Kühllager gefahren. Besonders erstaunt war ich aber das Foodland bereits am ersten Abend ! ( sie hatten noch den ersten Tag “Notbetrieb” aufrecht erhalten ) kein Trinkwasser in Kanistern mehr gab ! Und das in einer Gegend wo die meisten Nachbarn ihre eigenen Brunnen besitzen, und diese auch benutzen können sofern Strom vorhanden ist oder Treibstoff für die Generatoren… ach ja. der Treibstoff. Natürlich konnten nur die wenigen Tankstellen welche selber über Notstrom Aggregate verfügten den begehrten Saft auch aus ihren Tanks nach oben befördern. Davor hatten sich schnell Schlangen gebildet und fast alle hatten die Ladeflächen ihrer Anhänger oder Pick UpTrucks voll mit Knistern die es zu befüllen galt ( Generatoren benötigen Treibstoff ! ). Wie gesagt, immer schön nach hinten und anstellen in der Reihe…. aber es ging hier wirklich recht entspannt zu, jeder kennt jeden und dünn besiedelt, wie gut…. hilfsbereite Nachbarn, Freunde und Leute. Ich war bereits am zweiten Tag froh das mir das mit Familie “hier drüben” wiederfährt . Warum fällt denn dann auch ein Mobilfunk Netz flächendeckend aus ? Weil jeder der kein Festnetz mehr benutzt vollständig auf diese ach so bequeme Art der Kommunikation umschwenkt ( sofern er es nicht eh schon tut ) und damit die Netz Kapazitäten überlastet und auch die Anbieter der Funkmasten und Satelliten Stationen STROM benötigen. Also auuuuuus die schöne heile Welt der I und Smart Phones. Der Ort St. Peters erschien teilweise wie ausgestorben am helllichten Tage. Kein Tim Hoorten, kein Subways, Keine Pizzeria, kein Einkauf mehr…. Wer seine Treibstoff Vorräte schonen kann der tut es und bleibt zu Hause. Wer Reserven hat kann noch fahren. Überigends hatte auch der Bank Betrieb die Tätigkeit eingestellt weil ja kein Geldautomat oder Rechner mehr funktioniert. Elektronische ! Bezahlung eh nicht. Wer sich gut vorgesorgt hat besitzt ausreichend Bargeld. Bargeld lacht 😉 oder  Cash is King wie meine Nachbarn so sagen. Gerde jetzt in dieser Situation. Einige Besucher hatten es aber dennoch geschafft dank Leihwagen die Autobahn hoch auf die Insel zu gelangen um dann in Stromlosen B&Bs die selbe Erfahrung zu machen wie meine Familie und wir Einwohner vor Ort. Einige waren nachdenklich wenn sie dabei an ihr Herkunftsland dachten. Interessante Gespräche gab es dazu und ein Besucher berichtete das sein Bruder ? bei einem großen brd Stromversorger in der mittleren Führungsebene arbeitet. Dieser hatte ihm berichtet das es vor gut 30 Jahren in der brd pro Jahr etwa 5 flächendeckende “beinahe” Stromausfälle gab. Seit wenigen Jahren sind es etwa gut 300 ! p.a. Ja , richtig gelesen, es gibt fast jeden Tag einen flächendeckende beinahe Zusammenbruch der Stromversorgung für weite Teile des Landes in der brd. Tendenz steigend. “Energiewende” und “Öko” Strom sei Dank. Nun ja, wir haben fast jedes Jahr mal für einen halben Tag oder auch mal zwei Tage keinen Strom. Deshalb sind wir vorbereitet. Aber diese 9 Tage waren auch für uns “nicht ohne”. Zu Hause ist der Kühlschrank Inhalt schnell aufgefuttert, ich habe ja zwei freche Lausbuben im Wachstumsalter zu verköstigen. Das der Gefrierschrank begonnen hat ab zu tauen, verbrauchen wir nun schwerpunktmäßig unser Gefriergut. Die Hunde bekommen eine Extra Fleisch Portion aus ihrer abgetauten Truhe. Unsere Akkuschrauber und Akku Arbeitsgeräte sind nun leer. Keine Arbeiten mehr bis auf alles was mit Benzin oder Diesel zu betreiben ist. Mechanische Gerätschaften im Haushalt werden wieder rausgekramt und genutzt. Ist ja hier bei uns alles vorhanden und die Buben freut es sehr das sie das alles mal ausprobieren dürfen. Macht ja alles noch Spaß im gewissen Masse, noch nichts wirklich bedrohliches. Außer das unser Trinkwasser Vorrat sich dem Ende neigt und wir es nun für das Zähneputzen und die tägliche “Katzenwäsche” für die Familie einteilen. Duschen ging von ersten Tag an nicht mehr… Wie wirklich Wert VOLL ein Schluck sauberes Trinkwasser wirklich ist darf man dann wieder lernen. Unser Trinkwasser Vorrat hat bis ans Ende der 9 Tage gereicht. Es waren noch ganze 2 Liter über. Danach hätten wir manuell Oberflächenwasser ( was reichlich vorhanden ist bei uns ) gefiltert. Mechanische Wasser Filter Anlagen besitzen wir ja ebenfalls. Nach einigen Tagen fragen die Jungs immer mal wieder, “Papa, wann geht der Strom wieder an “? Sie waren nicht wirklich in Sorge, eher kindliche Neugier. Ausführlich Gute Nacht Geschichten vorlesen bei Solarlampen Licht, Kerzenschein und Holzofen Feuer ist ja toll wenn man knapp 3 bzw. 4,5 Jahre jung ist  😉 In St.Peters hatte die Bewohner nach 3 Tagen wieder Strom. Zumindest für einige Stunden. Doch zu früh gefreut, dann war er wieder weg für einen Tag. An welch seidenem Faden doch nahezu alle Errungenschaften des täglichen Wohlstandes ( nicht Bedarf, das ist was anderes und den Unterschied lernt man dann schnell ) hängen, sollten wir uns jeden Tag vor Augen führen. Nach 7 Tagen gab es wieder Strom in Grand River, weil unsere alte Hauptsicherung im Keller Schaden genommen hatte und es diese nicht vor Ort auf lager gab, musste sie bestellt werden und wir waren somit weitere 2 Tage ohne Strom im Gegensatz zu den meisten Nachbarn im Ort. Also ganze 9 Tage zusammen.

hier ein Offizieller Bericht zum Hurricane in NS :

https://www.cbc.ca/news/canada/nova-scotia/hurricane-dorian-nova-scotia-destruction-1.5274887


Sehr wichtiger Nachtrag dazu:

Mir kam dann gleich wieder ein Untersuchungsbericht der brd “Regierung” von bereits 2011 in den Sinn den JEDER ! kennen und gelesen haben sollte. Danach bedarf es keinen Kino Besuch oder Krimi mehr – wer sich richtig gruseln will befasst sich mit der aktuellen Realität. Ich habe euch den Bericht, den es auch ganz offiziell ( noch ? ) im Archiv des Bundestages einzusehen gibt,  mal in meinen Speicher gelegt zum herunter Kopieren, lesen und weiter reichen:

https://www.dropbox.com/s/0tlfynh8net5rtm/Stromausfall%20BRD%20flaechendeckend.pdf?dl=0

wer dort direkt im Archiv nachschauen will sucht nach: Drucksache 17/5672 – Deutscher Bundestag  Ich konnte es bereits nicht mehr aufrufen von hier aus in Canada.

 

ab jetzt mal wieder was Schönes 😉 :

Vielleicht braucht das ja mal wer –  Überleben in der Wildnis:

https://getpocket.com/explore/item/how-to-survive-encounters-with-dangerous-animals?utm_source=pocket-newtab

 

Hinweise zu drei aktuellen canadischen Weltnetz Seiten:

Vanessas eigene Seite ist nun endlich fertig:

http://gentlewelcome.ca/

 

weil ich immer wieder gefragt werde was denn dann Auswanderer aus dem deutschen Kulturkreis hier vor Ort so beruflich oder unternehmerisch tun, hier zwei unterschiedliche Beispiele aus unserer Nachbarschaft / Provinz:

Andreas und Barbara:

https://www.grainmillsandorganics.ca/

und Jochen Dullenkopf mit:

https://revenue-rocket.io/

 

und wen es nach Panama zieht kann sich hier informieren:

https://www.fincabayano.net/plan-b/der-kartoffelkrieg/

 

besucht uns mal vor Ort 😉

liebe Grüsse aus Grand River von Frank & Vanessa

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