Zwischen Autarkie und Zivilisation Kanada: Paradies für Selbstversorger – Kapitalanlage in der grünen Wildnis

Foto: Jonathan Hayward/The Canadian Press/dpa

Steile Küsten, steife Brisen und wilde Natur: Wer sich angesichts der aktuellen Reisebeschränkungen nach der Ferne sehnt, hat vielleicht auch Bilder von Kanada im Kopf. Und wer schon Mal dort gewesen ist, kann sich womöglich sogar vorstellen, längere Zeit im “Great White North” zu verbringen. wallstreet:online stellt die Auswanderer-Destination vor.

Kanada sitzt auf den drittgrößten Erdölreserven der Welt, der Dienstleistungssektor mit Groß- und Einzelhandel, Banken und Versicherungen steuert zwei Drittel zur Wirtschaftsleistung bei. Das Land schneidet im Better-Life-Index der OECD in vielen Bereichen überdurchschnittlich gut ab: Sicherheit, Gesundheit, Einkommen und Vermögen, Umwelt, Beschäftigung und Bildung, Work-Life-Balance und Zivilengagement – vieles spricht dafür, sich auf der Suche nach einem neuen Zuhause Kanada genauer anzuschauen. Im Jahr 2018 zog es knapp 2400 Deutsche nach Kanada. Wer auf der Suche nach Wildnis, Abenteuer und unberührter Natur ist, stolpert vielleicht auch über die Grundstücke von Frank Eckhardt. Der gelernte Banker aus Niedersachsen kam vor über 20 Jahren nach Kanada, inzwischen lebt er mit seiner Familie auf Cape Breton Island in Nova Scotia im Osten des Landes. Mit seiner Landerschließungsfirma FE Properties hilft er Auswanderern, den richtigen Ort für den Neuanfang zu finden. Er hat schon zahlreiche Auswanderer getroffen und solche, die es werden wollen. Die meisten seiner Kunden kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Viele kommen mit den gleichen romantischen Vorstellungen, erklärt Eckhardt. “Viele Menschen glauben, dass in Cape Breton Island das ganze Jahr über Schnee liegt. Dabei haben wir hier in Nova Scotia auch wunderschöne Sommer und einen tollen langen Herbst, den Indian Summer.”

Sein neuestes Projekt, das Eco Village in Cape Breton, erstreckt sich auf über einer Million Quadratmeter östlich der Kleinstadt St. Peters, gut 300 Kilometer von der Provinzhauptstadt Halifax entfernt. Kunden, die mit unvergesslichen Urlaubseindrücken im Kopf nach einem Haus im Grünen suchen, müssen sich ein paar wichtige Fragen stellen, sagt Eckhardt. “Man sollte schon wissen: Was ist mein Antrieb? Wofür will ich die Immobilie nutzen? Manche Leute kommen im Urlaub vorbei, schauen sich um und denken: Das ist ja toll hier, das würde ich kaufen. Doch man muss sich schon klar machen: Was habe ich vor und was ist mein Antrieb?”

Rund vier Millionen Deutsche leben derzeit im Ausland. “Für einen Großteil ist der Aufenthalt aber nur temporär. Über zwei Drittel der ausgewanderten Personen bleiben nur wenige Jahre im Ausland“, sagte Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) bei der Vorstellung einer Auswanderer-Studie im vergangenen Jahr. Der durchschnittliche

Auswanderer ist 36 Jahre alt und hat einen Hochschulabschluss. Für fast 60 Prozent der Auswanderer ist der Beruf der entscheidende Grund, Deutschland zu verlassen. Für viele Menschen ist der Sprung ins Ausland der nächste Schritt auf der Karriereleiter, häufig verbunden mit einer kräftigen Gehaltserhöhung. Die Befragten der BIBStudie gaben an, nach dem Umzug ins Ausland monatlich fast 1.200 Euro netto mehr zu verdienen.

Zu Frank Eckhardts Kunden zählen aber nicht nur die Berufsauswanderer. “Von Mitte 20 bis Mitte 60 ist alles dabei. Ein Teil der Neusiedler bringt ihre Berufserfahrung mit und baut hier eine kanadische Firma auf. Andere wiederum planen einen Neuanfang indem sie ein Hobby zum Beruf machen. Es ist eine spannende Mischung.” Wie ein Leben in der kanadischen Natur aussehen kann, das führt Eckhardt seinen Interessenten in einem Musterhaus (Foto) auf dem Gelände des

Eco Village vor. Gut 90 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche hat die typisch nordamerikanische Holzkonstruktion. Ein kleines Kraftwerk hinterm Haus sorgt mit einer Mischung aus Solarzellen, PropangasGenerator und Brennholz für einen umweltfreundlichen und autarken Energiemix.

In seinem grünen Reich hat Eckhardt Flächen vermessen, Parzellen aufgeteilt und einige Zufahrten zu den Grundstücken gebaut. Sein Refugium für Selbstversorger soll ein guter Kompromiss zwischen Autarkie und Zivilisation sein. “Hier gibt es höchstmögliche Privatsphäre, und trotzdem ist man nah am nächsten Ort dran und hat Einkaufsmöglichkeiten.” Zwischen vier und elf Hektar misst jedes der 14 teils bewaldeten Grundstücke – genug Platz, um eigenes Obst und Gemüse anzubauen, Hühner, Gänse oder sogar Schafe zu halten. Durch die meisten Grundstücke verläuft ein kleiner Bach. “Hier hat jeder Platz, seine eigenen Ideen umzusetzen”, so Frank Eckhardt, der sich als Permakultur-Praktiker selbst der nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben hat. “Erdlagerkeller, Gewächshäuser, Hochbeete, eine Teichanlage oder ein Kratergarten – die Nachfrage nach einem gesunden Leben und Selbstversorgung ist definitiv gestiegen”, erklärt der Eco Village-Macher. Das Eco Village soll ein rein auf Freiwilligkeit basierendes Netzwerk gleichgesinnter Nachbarn werden, so stellt Frank Eckhardt es sich vor. “Wir gestalten keine AussteigerSiedlung, sondern eine “libertäre Siedlung”. Jeder kann hier sein Projekt realisieren, ohne den Nachbarn zu stören.” Eckhardt selbst unterstützt die Neu-Kanadier mithilfe seines Netzwerks vor Ort beim Hausbau oder bei der Suche nach Handwerkern.

 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert